Salier-Gymnasium Waiblingen
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USA-Austausch 2008/09

Von Beginn an stand für uns fest, dass dieser Austausch im Jahr der amerikanischen Präsidentschaftswahlen etwas ganz Besonderes werden würde, doch niemand hätte ahnen können, was es heißt, so nah dabei sein zu dürfen, wenn Geschichte geschrieben wird.

Und doch fing alles ganz harmlos an. Zu früher Stunde an einem zugigen Gleis am Stuttgarter Hauptbahnhof trudelte ein Salier-Schüler nach dem anderen – die meisten mit noch leicht verschlafenen Augen – ein. Nach neun Stunden Flug und nur geringen Verlusten (Wo ist eigentlich mein I-Pod?) kamen wir nur ganze zwei Stunden nach Abflug (ein Hoch auf die Zeitverschiebung!) um 15.00 Uhr in Chicago an. Dort konnten wir uns dann Großstadtluft um die Nase wehen lassen. Und wehen tat es, das kann man nicht verleugnen! Nicht ohne Grund nennt man Chicago „The Windy City“ und so war man gut beraten, den Kragen hochzuschlagen und sich warm anzuziehen. Nach einem kulinarischen Abendessen bei „Subway“ fielen wir alle in einen kurzen Schlaf. Die ersten wachten dank Jetlags schon um 3.00 Uhr in der Nacht auf und mussten sich bis zum Frühstück die Zeit vertreiben.

Eine zweistündige Tour informierte uns an unserem ersten Tag über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Chicagos wie z.B. dem Sears-Tower, Wrigley’s Building, Navy Pier oder Hancock Building. In den darauf folgenden zwei Tagen besuchten wir noch das Field Museum und das Shedd Aquarium und „bestiegen“ den Sears Tower bei Nacht.

Und dann ging es weiter nach Nebraska. Am Flughafen angekommen, wurden wir von der amerikanischen Austauschlehrerin Pat Branson und ihren SchülerInnen erwartet. Einige SchülerInnen hatten bereits regen Emailkontakt mit ihren Austauschpartnern gehabt und fielen sich freudestrahlend in die Arme, andere mussten sich nach anfänglichem Zögern erst einmal „beschnuppern“. Die folgenden zwei Wochen nahmen wir am normalen Unterricht an der Bellevue East High School teil, bekamen einen Eindruck von den unterschiedlichsten Unterrichtsmethoden (eine Schülerin musste sogar als „Pawlowscher Hund“ herhalten), nahmen an sportlichen Aktivitäten teil, als wir z.B. das Schulfootballteam anfeuerten oder selbst Hand bzw. Fuß anlegten und unsere Jungs gegen das Schulteam im Soccer antraten. Ungünstige Rahmenbedingungen wie fehlende Sportschuhe, bzw. Stollen oder gar keine Sportbekleidung machten es unserer Mannschaft doch schwer bei den „Profis“ mitzuhalten. Ich werde mich jedoch hüten hier zu erwähnen, dass wir mit 0:9 vom Platz gefegt wurden…

Den Tag der amerikanischen Präsidentschaftswahlen konnten wir live vor Ort miterleben, da an unsere Schule ein Wahllokal eingerichtet wurde. So konnten wir die Wähler beobachten, die sich dort jedoch nicht in lange Warteschlangen einreihen mussten, wie es vielerorts im Fernsehen gezeigt wurde. Die Spannung stieg je näher der Abend rückte. Die Politiklehrer der East High hatten eine Election Party organisiert. In zwei der Klassenräume waren dazu Fernseher aufgestellt worden und zusätzlich wurden die Wahlergebnisse noch online im „live-ticker“ verfolgt.  Jedes Mal, wenn ein Staat sein Wahlergebnis bekannt gegeben hatte, läutete einer der Politiklehrer eine Glocke und verkündetet andächtig das Ergebnis, welches dann in einer großen Amerika-Karte blau oder rot eingezeichnet wurde. Dazu wurden Berge von Pizza und Cola vernichtet. Es sah schlecht aus für die Republikaner und je später der Abend wurde umso tiefer zogen sich die Mundwinkel vieler Anwesender. Nebraska, bekannt für seine Tradition republikanisch zu wählen, nahm an diesem Abend eine tiefe Niederlage hin, um so mehr, da ein Wahlbezirk (der uns am nächsten liegende in Omaha) zum ersten Mal in der Geschichte Nebraska mehrheitlich für die Demokraten wählte. An diesem Abend wurde also in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben. Als die Ergebnisse aus Kalifornien bekannt gegeben wurden, waren die Wahlen entschieden. Von einem Moment auf den nächsten hatten die USA einen neuen Präsidenten, den ersten afroamerikanischen Präsidenten der Geschichte. Wer aufblieb um sich die Rede von Barack Obama anzuhören, bekam ein eindrucksvolles Bild zu sehen: Der Park in Chicago, an dem wir zwei Wochen vorher noch vorbeigekommen waren, war gefüllt mit tausenden von Menschen. Ein bewegender Moment.

Viele Emotionen begleiteten uns auf unserem Weg durch die USA und nicht zuletzt die vergossenen Tränen, die beim Abschied am Flughafen zurückblieben, haben uns gezeigt, wie einzigartig ein Austausch sein kann und dass es sich wieder einmal gelohnt hat!

 (S. Neisberger)