Salier-Gymnasium Waiblingen
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Büchner. Die Welt. Ein Riss (28.11.13)

Am 28.11.2013 war das ‚THEATERmobileSPIELE’ mit seiner Inszenierung ‚Büchner. Die Welt. Ein Riss’ bei uns an der Schule zu Besuch. Das THEATERmobileSPIELE ist ein freies Profi- Theater, das sich nur mit mobilen Theaterstücken beschäftigt. Ihre Stücke spielen sie oft in Klassenzimmern, da es ihnen wichtig ist, eine intime Nähe mit den Zuschauern aufzubauen. Die Inszenierung ‚Büchner. Die Welt. Ein Riss’ führten sie deshalb auch in unserem Musiksaal auf, wo die gesamte Jahrgangsstufe 2 zuschaute.
Dieses Stück beschäftigt sich mit Georg Büchner, dem vormodernen Sozialisten. Georg Büchner war ein Schriftsteller und Revolutionär des 19. Jahrhunderts. Das Theaterstück baut auf seinen Briefen und Werken auf, welche die Theatergruppe miteinander verbunden hat. Die
THEATERmobileSPIELE- Gruppe legt Wert darauf, den geistigen Horizont Büchners auszuloten, Fragen aufzuwerfen und den Schülern Räume zu öffnen. Als Ausgangspunkt nehmen sie Büchners dokumentarische Arbeitsweise und wenden diese auf ihn selbst an: die realen gesellschaftlichen Verhältnisse und die historischen Quellen waren für Büchner immer sein Anlass zum Schreiben.

Neben der Vorführung war es der Gruppe auch wichtig, uns Schüler mit der Theatersprache und auch mit der Sprache des 19. Jahrhunderts vertraut zu machen. Dadurch, dass es eine Inszenierung mit nur einem Schauspieler war, unterschied sich diese Vorstellung von normalen Theaterstücken, was mir persönlich sehr gefallen hat, da man dadurch die verschiedenen Emotionen und Charakterzüge der dargestellten Charaktere sehr gut unterscheiden konnte. Was ebenfalls sehr gut war, waren die Kostüme des Schauspielers, da sie sehr einfallsreich und auffallend waren. Dadurch haben wir Schüler direkt erkennen können, wenn wieder ein anderer Akteur gespielt wurde. Was noch sehr besonders war, war die Bühne. Sie war aus Mülltüten, Holz und Pappe gebaut, was ein ungewöhnliches Bühnenbild ergab. Diese Materialien wurden aber extra ausgewählt, da diese für den Gegensatz zwischen Mensch und Natur standen.

Das Stück beschäftigte sich mit allen Dramen und Briefen von Georg Büchner und baute diese auch in die Inszenierung ein. Aber da wir Schüler nur das Drama 'Dantons Tod' von Georg Büchner behandeln, war es für uns oft schwer zu folgen. Dadurch haben wir manche Zusammenhänge nicht verstanden. Die Ziele der Gruppe, den Schülern die Theatersprache und Georg Büchner nahezubringen, gelang ihnen sehr gut, da wir, falls wir etwas nicht verstanden hatten, im Nachgespräch alle offenen Fragen klären konnten. Die Gruppe hat uns Georg Büchner und auch das Drama wirklich näher gebracht, was uns beim Lesen hilft, die Gedankengänge Büchners zu verstehen, denn sie haben uns einen anschaulichen Einblick in die Denkweise Büchners gegeben.

Das Theaterstück selbst dauerte 60 min, anschließend gab es noch eine Nachbesprechung mit dem Regisseur und dem Schauspieler. Bei der Nachbesprechung betonte der Regisseur sehr, dass es ihm wichtig war, Büchners allgemein gültigen menschlichen Themen aufzuwerfen. Seine politischen Themen waren die Revolution von 'unten', sein Kampf gegen die Obrigkeit, sein Bekenntnis zur Gewalt und sein Hass gegen den Staat. Seine philosophischen Ansichten gründeten in der Einhaltung der Menschenrechte, wofür er auch schon früh kämpfte, z.B. mit der Flugschrift „Der Hessische Landbote“. Außerdem hatte er auch das Bedürfnis nach Aufklärung und erkannte, dass die Lebensweise der derzeitigen Gesellschaft falsch war. Er machte sich schon früh ein eigenes Bild von einer ‚richtigen’ Gesellschaft, in der vor allem die Klassenunterschiede beseitigt sein sollten. Dadurch fiel er auch oft durch seine unangepassten Äußerungen und Ansichten auf und wurde sogar steckbrieflich gesucht.

Neben diesen Themen wollte die Theatergruppe aber auch den Bezug zu heute herstellen. Das war zwar schwer zu erreichen, aber die Gruppe hat das durch viele Details in der Inszenierung erreicht. Zum Beispiel haben sie den König durch eine Burger King Krone lächerlich dargstellt, oder auch durch moderne Denkweisen über den Tod oder die Regierung. Der Schauspieler wandte sich auch oft zum Volk, welches wir Zuschauer darstellten, dadurch wurden wir miteinbezogen und es wurde spannender für uns gemacht. Alle offenen Fragen der Schüler beantwortete die Gruppe und erläuterte uns auch immer ihre Hintergedanken und was ihr Ziel bei den einzelnen Darstellungen war. Durch diese Offenheit war die Nachbesprechung interessant und sorgte dafür, dass niemand mit Unklarheiten aus dem Theaterstück ging. Häufig wurden einzelne Fragen zu den Stücken von Büchner gestellt, die wir Schüler nicht durchnehmen, um den Zusammenhang zu erkennen, oder Fragen zum außergewöhnlichen Bühnenbild. Da die Gruppe mit vielen Masken bei den einzelnen Charakteren spielte, gab es dazu aber auch oft Fragen. Der Regisseur erklärte uns dann, dass die Masken widerspiegeln sollen, wie sich das Volk blind vom König leiten und führen lässt.     

In unserem Deutsch-Abi ist eines unserer Pflichtlektüren das Drama „Dantons Tod“. In dem Drama gibt es die zwei Gegenspiele Robespierre und Danton, die verschiedene Ansichten über den Verlauf der Revolution haben. Diese verschiedenen Ansichten, Fortsetzung der Gewaltherrschaft oder Mäßigung, spiegeln die Zerrissenheit und die zwei verschiedenen Seelen in Büchner wider. Deshalb bekam das Drama eine zentrale Rolle in der Inszenierung, so dass sich das Anschauen für uns wirklich lohnte.

„Danton: Wir schlugen sie, das war kein Mord, das war Krieg nach innen. (…) Das war Notwehr, wir mussten. (…) Wer hat das Muss gesprochen, wer? Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?“

Georg Büchner, Dantons Tod (1835)

Annette D., J2