Salier-Gymnasium Waiblingen
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Ein Tag im Tonstudio (26.03.11)

„Okay, los geht’s!“

Das rote Licht mit der Aufschrift „Aufnahme“ erleuchtet. Frau Reimer läuft mit klackernden Schritten zu einem alten Türenkasten, schließt geräuschvoll das klapprige Fenster, richtet ihren Kopf zum Mikrofon und stellt die erste Frage der neuen Szene: „Was ist denn die Grundvoraussetzung für ein autokratisches System?“ Ihr Blick fällt auf ihren Seminarkurs, dessen Unterricht heute nicht am Salier, sondern im Tonstudio des SWR in Baden-Baden stattfindet. Die Schülerinnen sitzen hinter einem großen Mikrofon, jede ein Pult vor sich – die Antworten sind heute nämlich schon vorgegeben. Lena ergreift das Wort: „Eine Ideologie!“ Frau Reimer antwortet: „Was noch?“ Doch bevor ich mein Schlagwort ins Mikro rufen kann, erleuchtet ein grünes Licht an der Wand und die Stimme des Toningenieurs, welcher hinter zwei dicken Scheiben vor einem überdimensional großen Mischpult sitzt, erklingt durch die Lautsprecher: „Moment! Lena, kannst du bitte noch einen halben Meter nach rechts rücken?“ Die Regisseurin nutzt gleich die Pause, um Frau Reimer einen Verbesserungsvorschlag zu machen. Dann geht’s auch schon weiter.

Aber ihr fragt euch sicher, was davor denn so alles passiert ist – oder was wir überhaupt im Tonstudio des SWR zu suchen hatten?!

Wir, das sind Frau Reimer und der Seminarkurs „Hörspiel“ aus der Jahrgangsstufe 1. Wie ihr wahrscheinlich schon vermutet habt, dreht sich bei uns alles rund um das Thema „Hörspiele“: Wir hören uns solche an und machen sie sogar selbst – und wenn wir Zeit haben, beschäftigen wir uns damit auch außerhalb der Schule: Auf den Hörspieltagen in Karlsruhe, mit einem hautnahen „Live-Hörspiel“, oder eben im Tonstudio unseres öffentlich-rechtlichen Radiosenders. Ihr wollt also wissen, wie unser Tag angefangen hat?

Als Erstes sind wir am Samstagmorgen um halb sechs Uhr aus dem Bett gekrochen. Was dann geschah, ist Privatsache, bis wir uns am Bahnhof zusammengefunden haben, um die lange Zugfahrt auf uns zu nehmen. Nach einer anschließenden, ziemlich holperigen Busfahrt und der Besteigung des am Hang liegenden SWR-Geländes standen wir schnaufend, keuchend, stöhnend und völlig ausgepowert vor dem Eingang des Tonstudios. Naja, ganz so schlimm war es dann doch nicht…

Nachdem wir unsere Jacken, unsere Taschen und uns selbst auf den bequemen Sesseln im Foyer abgelegt und einige ihren größten Hunger gestillt hatten, begann eine kurze Führung durch das kleine SWR II-Tonstudio. Wir bestaunten die dicken Glasfaser-Wände, zweigeteilte Treppen, einen Sack mit alten Tonbändern (zur Erzeugung von Herbstlaub-Geräuschen), ein großes Waschbecken (um Wasserfälle zu simulieren), ein quietschendes altes Bett – für „Bettszenen“ natürlich – eine „Tonstudio-Dusche“, Kisten mit Türklingeln aller Art, Türenkästen und andere mehr oder weniger kuriose, aber vor allem geräuschvolle Gegenstände. In der Regie mit dem bereits erwähnten überdimensional großen Mischpult und den ebenfalls überdimensional großen Lautsprechern, die für einen richtig tollen Dolby-Surround sorgen, wurden uns einige interessante Sachen von der Aufnahme bis zur Fertigstellung eines Hörspiels erklärt. Der Toningenieur, die Regisseurin und die Tontechnikerin vom SWR konnten uns alle Fragen, die uns auf der Zunge brannten, beantworten. Nachdem unser Wissensdurst vorerst gestillt war, bekamen wir den gekürzten Text für unser Hörspiel, eine (von Hanna und Franziska bearbeitete) Anfangsszene aus „Die Welle“, verteilten die Rollen untereinander und tranken Kaffee und Tee.

Dann begannen auch schon die Aufnahmen: Nach den „Klassenzimmer-Szenen“ ließ Frau Reimer ihre Schritte durch einen „Korridor“ hallen und sprach, hinter den zwei dicken Glasscheiben sitzend, die Gedanken ihrer Rolle in ein großes Mikrofon. Wir nahmen auf, wie eine Türe geschlossen oder an eine Tafel geschrieben wurde und wie die Pausenklingel schrillte. Im Freien machten wir schließlich noch Aufnahmen für eine Passanten-Umfrage.

Als endlich alle Dialoge und Geräusche „im Kasten“ waren, musste es schnell gehen: die Zeit lief uns davon! Es wurde nach Nebengeräuschen gesucht und geschnitten, gebastelt und verbessert. So schnell, wie die Profis arbeiteten, konnten wir kaum folgen, doch die Drei schafften den Wettlauf gegen die Zeit und produzierten ein richtig tolles, 5 Minuten und 11 Sekunden langes HÖRSPIEL! Das wurde auf CD gebrannt und nach einem schnellen Abschied eilten wir zurück zur Bushaltestelle. Nach der ewig langen Heimfahrt fielen wir wieder in unsere Betten und setzten den kurzen Schlaf der vergangenen Nacht fort.

Dieser Tag ist unvergesslich: Wir haben vieles gesehen, gehört und gelernt und vor allem selbst gemacht für unser eigenes, kleines Hörspiel.

Sina H.